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Borderline- Vorkommen und Diagnose
Im Bild der Öffentlichkeit ist Borderline vielfach nur als eine Störung junger Frauen bekannt, die sich Selbstverletzungen durch Ritzen zufügen. Diese Sichtweise ist allerdings stark eingeschränkt: Borderline kommt genauso bei Männern vor und keineswegs nur bei jungen Menschen.
Nach dem amerikanischen Manual DSM-5 ist die Borderline-Störung dadurch charakterisiert, dass mindestens 5 der folgenden neun Kriterien gegeben sind:
- große Angst vor tatsächlichem oder vermuteten Verlassenwerden
- instabile menschliche Beziehungen, die zwischen überhöhter Idealisierung und Abwertung schwanken
- ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung: Gefühl, „anders“ zu sein als alle anderen
- Hochrisikoverhalten und Selbstschädigung: z.B. durch Geldausgeben, Sexualität, Drogen, Autofahren oder Essanfälle
- Wiederholte Suizidversuche und/oder Selbstverletzungen
- Starke und rasch wechselnde Stimmungsschwankungen (z.B. Reizbarkeit, Angst, Niedergeschlagenheit)
- Andauerndes Gefühl innerer Leere
- Häufige Wutausbrüche und Unfähigkeit, eigene Wut zu kontrollieren
- Vorübergehende Denkstörungen (z.B. Verfolgungswahn, Verzerrung von Zeit-, Raum- und Körperwahrnehmung, Flashbacks: Wiedererleben traumatischer Erinnerungen)
Borderline ist keine seltene Störung: etwa jeder 20. Mensch erfüllt über einen gewissen Zeitraum (vorwiegend Jugend bis mittleres Erwachsenenalter) diese Kriterien. Das Suizidrisiko ist hoch: Eine Psychotherapie ist unbedingt erforderlich.
Zum Umgang mit Selbstmorddrohungen finden Sie hier weitere Informationen.
Eine Borderline-Störung wird in der Regel durch schwere frühkindliche Misshandlung und emotionale Vernachlässigung ausgelöst. Allerdings ist auch eine genetische Disposition mitbeteiligt, im Sinne einer erhöhten Verletzlichkeit. Diese wäre unter normalen Umständen sogar ein Vorzug: als eine besondere Sensibilität und als besonders ausgeprägtes Einfühlungsvermögen.
Menschen mit einer Borderline-Störung sind oft besonders einfühlsame, verletzliche Menschen- auch wenn das die Mitwelt meist nicht bemerkt und bei betroffenen Menschen nichts anderes als die häufig auftretenden Wutanfälle bemerkt.
Borderline- Therapeutische Möglichkeiten
Da Borderline tief verwurzelt ist in frühkindlichen Erfahrungen von mangelnder Fürsorge, von Missbrauch und/oder emotionaler Vernachlässigung, ist die Therapie ein langfristiges Unternehmen, dass für Betroffene ein hohes Mass an Durchhaltevermögen verlangt. Dabei ist absolut entscheidend, dass Therapeut und Klient ein gutes Vertrauensverhältnis als gemeinsame Arbeitsgrundlage aufbauen. Nur so können auch Zeiten des Stillstands oder auch Rückfälle, wie sie in jeder Borderline-Therapie immer wieder vorkommen, gemeinsam durchlebt werden.
Das bekannteste Therapieverfahren bei Borderline ist die dialektisch-behaviorale Therape nach M. Linehan (DBT). Sie besteht aus Einzelstunden, die der konkreten Besprechung anstehender Probleme dienen, und Gruppenstunden zum Erlernen von Techniken zum verbesserten Umgang mit eigenen Emotionen und schwierigen sozialen Situationen.
Bei meiner eigenen Arbeit mit Einzelklienten kombiniere ich Aspekte eines solchen Skilltrainings mit der Arbeit an den akut anstehenden Problemen.
Mir ist diese therapeutische Arbeit besonders wichtig, weil ich hier immer wieder Menschen kennenlerne, die gleichzeitig sehr sensibel und bedürftig sind und in ihrer Biografie besonders schwer zu leiden hatten.
Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben, rufen Sie mich einfach an oder schreiben Sie mir eine Email.
Ihr Dr. Michael Petery
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Dr. hum.biol. Michael Petery